Die Ostbeverner Zweitligavolleyballerinnen werden in der Saison 2020/21 nicht mehr in den Spielbetrieb zurückkehren. Zum Jahreswechsel hat der BSV mit der Volleyball-Bundesliga (VBL) eine Vereinbarung getroffen, nach der die Mannschaft keine weiteren Ligapartien mehr absolvieren und aus der Spielwertung genommen wird.

Ihr letztes Ligaspiel bestritten die BSV-Damen am 7. November bei der Auswärtsbegegnung in Borken. Rein sportlich betrachtet machte die Partie Hoffnung für die weitere Spielzeit. Nach der bis dato besten Saisonleistung unterlag man den Gastgeberinnen nur hauchdünn im Tie-Break und holte erstmals gegen einen der großen Namen der Liga einen Punkt.
In der folgenden Woche überschlugen sich allerdings die Ereignisse. Sowohl in Ostbevern wie in Borken gab es eine Reihe positiver Corona-Testungen. Beim BSV waren insgesamt 10 Teammitglieder betroffen, weitere Infektionen folgten bei Angehörigen. „Der Schock saß tief und sitzt es immer noch“, so Trainer Dominik Münch, „wir haben die Auswirkungen eines Corona-Clusters mit voller Wucht zu spüren bekommen.“
Als die Quarantänen ausliefen, war für die BSV-Mannschaft klar: Es kann nicht einfach weitergehen. Das Restrisiko, das durch die im Herbst massiv angestiegenen Infektionszahlen trotz des aufwändigen Hygienekonzepts bestehen bleibt, wird beim BSV als zu hoch angesehen. „Wir sind zwar unter dem Dach einer professionell organisierten Liga aktiv, jedoch allesamt keine Profis, die den Sport ihren anderen Lebensbereichen überordnen können“, erklärt der Coach die Problematik des BSV-Teams. „Die Kontakte, die wir durch den Sport eingehen, können wir für uns derzeit nicht rechtfertigen. Aus Fürsorge gegenüber der eigenen Gesundheit, vor allem aber den Menschen in unseren privaten und beruflichen Umfeldern gegenüber möchten wir deshalb die Ausnahme zur Fortführung des Trainings- und Spielbetriebs, die dem Profisport während des Lockdowns gewährt wird, nicht weiter in Anspruch nehmen.“

In den Beratungen der Zweitliga-Arbeitskreise stand der BSV mit seinem Konflikt zwar nicht gänzlich allein, die große Mehrheit der Vereine befürwortete jedoch eine Fortführung des Spielbetriebs und lehnte die Lösungsvorschläge des BSV und anderer Antragsteller als zu weitreichend ab. „Die Position der Mehrheit respektieren wir. Es ist ja nachvollziehbar, dass ein geregelter Spielbetrieb nicht mehr gewährleistet wäre, wenn die Zahl der notwendigen Spielverlegungen noch erheblich ansteigt. Aber die eigenen Erfahrungen zu verdrängen und einfach weiterzuspielen, kam für unser Team nicht in Frage“, erläutert Teammanager Andreas Schneider die Situation des BSV im Dezember.
Um dem Anliegen der Vereine, die den Spielbetrieb aufgrund der Pandemieentwicklung nicht fortsetzen möchten, Rechnung zu tragen und der Liga gleichzeitig Planungssicherheit für die weitere Saison zu ermöglichen, bot der VBL-Vorstand die Option an, die Lizenz für den Rest der Spielzeit straffrei ruhen zu lassen und die Teilnahme am Spielbetrieb einzustellen.

Nach intensiven Beratungen entschloss sich der BSV, das Angebot anzunehmen. „An dieser Stelle abzubrechen, ist bitter. Aber man muss ehrlich sein: Die Pandemielage hat sich seit November weiter verschärft. Ein Szenario, in dem uns ein Wiedereinstieg verantwortbar erscheint und das es gleichzeitig noch möglich macht, die bis dahin ausgefallenen Begegnungen nachzuholen, ist nicht absehbar. Mit diesem Schritt schaffen wir für uns Klarheit und werden auch den Interessen der anderen Zweitligisten gerecht“, begründet der Teammanager die Entscheidung. Für den BSV heißt das: Die bereits gespielten und alle noch ausstehenden Partien werden mit 0:3 gewertet, fortan wird Ostbevern als Schlusslicht der Liga geführt. Wird die Spielzeit mit einer normalen Wertung zu Ende geführt, so ist der BSV erster Absteiger – mit der Möglichkeit, sich in der nächsten Saison auf einen freien Platz in der 2. Liga zu bewerben.

Ganz ohne finanzielle Konsequenzen bleibt der Rückzug auch nicht. Aufgrund vertraglicher Bindungen in der Volleyball-Bundesliga sind für das Ausscheiden aus dem Spielbetrieb Kompensationszahlungen erforderlich. „Wenn Spiele nicht mehr stattfinden, bedeutet das auch wirtschaftliche Einbußen für die Ligagemeinschaft“, äußert Norbert Horstmann, beim BSV für Marketing zuständig, Verständnis für diesen Teil der Vereinbarung. „Natürlich tut jeder Cent, den wir an dieser Stelle aufbringen müssen, weh. Schließlich sind wir absolut unverschuldet in diese Notlage gekommen und durch die eigenen Coronafälle bereits hart getroffen. Doch unterm Strich bleibt uns die Chance weiterzumachen, um auch weiterhin in Ostbevern hochklassigen Volleyball bieten zu können.“

Das „Abenteuer 2. Liga“, das im Frühjahr 2019 begann, hat dem BSV bislang einige unerwartete Wendungen bereitgehalten. Die erste Saison fand coronabedingt ein abruptes Ende, nun hat das Virus für den BSV auch die zweite Spielzeit beendet. „Wir haben uns das wahrhaft anders gewünscht und viel für das Projekt investiert“, resümiert Horstmann. „Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten und sich gemeinsam mit unseren Sponsoren für die Zukunft aufzustellen.“